In diesem Bericht
Wir haben Daten von über 10 Unternehmen analysiert, um Trends bei offenen Stellen, Bewerbungen und Recruiting-Kennzahlen zu untersuchen.
Zusammenfassung der Erkenntnisse
Recruiting ist für Kandidat*innen und Recruiter schwieriger geworden: Weniger offene Stellen, mehr Bewerbungen pro Position und höhere Ablehnungsquoten. HR-Teams stehen unter Druck, den Recruiting-Prozess schneller, kostengünstiger und effizienter zu gestalten. Ablehnungen erfolgen vor allem wegen fehlender Rollen-Passung und mangelnder Erfahrung; Vergütung, Unternehmenskultur und Team-Fit spielen meist erst in späteren Phasen eine Rolle. Social Media und Karriereseiten liefern viele Bewerbungen, haben aber die niedrigsten Einstellungsquoten, weshalb Automatisierung entscheidend ist. Fluktuationsraten bleiben stabil (~50 % freiwillig, 50 % unfreiwillig), was zeigt, dass die Qualität der Einstellungen trotz größerem Kandidatenpool unverändert ist.
Methodik
Datenquellen
- Zeitraum: 01.06.2022 – 31.12.2024
- Unternehmen: 10+ (verschiedene Größen) in Deutschland
- Analysierte Stellen: ca. 2.000
- Bewerbungen: ca. 200.000
Wir haben mithilfe unserer Recruiting-Analytics-Plattform verschiedene KPIs im Recruiting-Prozess analysiert – sowohl aus historischer Perspektive als auch im Panel-Vergleich.
Historische Trends im Bewerbungsprozess:
- Gesamter Bewerbungsfluss:
- Anzahl der Bewerbungen über die Zeit (wir betrachten einzelne Stellen, nicht jede einzelne Ausschreibung)
- Eingegangene Bewerbungen
- Abgelehnte Bewerbungen → Ablehnungsrate und Annahmerate
- Gründe für Ablehnungen, klassifiziert in Makrokategorien zur besseren Übersicht
- Fluktuation neuer Mitarbeitender + Gründe
Effektivität und Effizienz der Recruiting-Kanäle:
- Trends bei Time-to-Hire und Time-to-Fill über die Zeit
- Vergleich von Recruiting-Kanälen hinsichtlich Time-to-Hire, Time-to-Fill und Effizienz
Diese Analyse bietet wertvolle Einblicke für HR-Teams, Recruiter und Talent Acquisition Manager, um den Recruiting-Prozess zu optimieren, Talente effizient zu gewinnen und die Bewerbererfahrung zu verbessern.
Umgang mit Anomalien:
Daten aus gebündelten Kanälen, kleinen spezifischen Ad-hoc-Kanälen sowie ursprünglich als „Sonstige“ kategorisierten Quellen wurden nicht berücksichtigt. Spitzenwerte in Bewerbungen mit untypischer Verteilung wurden ausgeschlossen.
Recruiting-Kennzahlen & Benchmarks im Überblick
- 2022: wenige Bewerbungen pro Stelle, 73 % Ablehnungsquote
- 2023: stark gestiegene Bewerbungen, 85 % Ablehnungsquote
- 2024: Bewerbungszahlen bleiben hoch, 93 % Ablehnungsquote
Trends bei offenen Stellen und Bewerbungen
Zentrale Erkenntnisse: Recruiting ist für Kandidat*innen und Recruiter deutlich herausfordernder geworden: weniger offene Stellen, mehr Bewerbungen pro Position und höhere Ablehnungsquoten.
Offene Stellen vs. Bewerbungsvolumen:
Die Zahl offener Stellen stieg von 2023 bis 2024 zunächst an. In der zweiten Jahreshälfte 2024 ging sie jedoch zurück und stabilisierte sich – möglicherweise ein Symptom der aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage.
Paradoxer Trend: Obwohl die Zahl offener Stellen sank, blieben die Bewerbungen hoch – das Verhältnis „Bewerbungen pro Stelle“ stieg drastisch.
peopleIX Analyse: Die Daten zeigen eine Bewerbungsflut bei gleichzeitig sinkenden Jobmöglichkeiten. Das schafft einen Verkäufermarkt für Arbeitgeber, belastet jedoch HR-Teams stark.
- 2022: Kandidatenmarkt mit weniger Bewerbungen pro Stelle
- 2023/2024: dramatischer Anstieg an Bewerbungen, während Stellen zurückgehen
- Winter-Bewerbungen könnten bessere relative Chancen bieten
Recruiting-Effizienz und Schwankungen
Ablehnungsquoten steigen konstant:
Die Ablehnungsquote ist bis 2024 von 20 % auf fast 93 % aller Bewerbungen gestiegen. Ein möglicher Grund ist der verstärkte Einsatz von ATS-Systemen für die automatisierte CV-Prüfung.
Hauptgründe für Absagen:
- Keine Rollen-Passung (zunehmend)
- Mangelnde Erfahrung (größter Einflussfaktor)
Erkenntnis: Je mehr Bewerbungen eingehen, desto höher werden die Anforderungen. Unternehmen suchen vermehrt Senior-Profile, die am Markt nicht leicht verfügbar sind.
- Vergütung, Kultur & Team-Fit relevant, aber erst in späteren Phasen
- Nur eine Minderheit der Absagen beruht auf Gehalts- oder Team-Mismatches
Performance der Recruiting-Kanäle
Bewerbungsvolumen vs. Conversion Rate:
- Karriereseiten: 0,7 % (sehr hohe Bewerbungsvolumina, geringe Conversion)
- Social Media: 0,6 % (sehr hoch)
- Jobbörsen: 1,4 % (hohes Volumen, gutes Gleichgewicht zwischen Effizienz & Time-to-Hire/Fill)
- Referrals: 8 % Conversion, geringes Volumen
Effizienz-Sieger: Jobbörsen übertreffen vergleichbare Kanäle und konvertieren doppelt so gut wie Social Media und Karriereseiten.
PeopleIX Analyse: Jobbörsen bieten das beste Gleichgewicht zwischen Volumen und Geschwindigkeit. Social Media kann kostengünstig sein, wenn Zeitdruck keine große Rolle spielt.
Time-to-Hire/Fill Insights:
- Time-to-Hire: 40–50 Tage (stabil)
- Time-to-Fill: ~140 Tage (stabil)
- Top Performer: Jobbörsen, Headhunting, Social Media
<aside>Für die Bewertung der Attraktivität der Kanäle (insbesondere große Volumina wie Jobbörsen und Social Media) müssen Gesamtkosten berücksichtigt werden. Diese Analyse enthält keine Kosten, ist aber entscheidend für detaillierte ROI-Berechnungen (Kosten der Wartezeit vs. Kosten der Stellenschaltung).</aside>
Passung neuer Mitarbeitender
- Retention bleibt stabil bei ~85 %
- Mehr Bewerbungen pro Stelle erhöhen nicht automatisch die Qualität des Kandidatenpools
- Fluktuation nach Einstellung: 50 % freiwillig, 50 % unfreiwillig
Fazit: Stabile Retention trotz hoher Bewerbungsvolumina → starke Leistung für HR-Teams
Fazit
Moderne HR-Teams brauchen smarte Tools
Recruiting läuft heute über zahlreiche Kanäle mit stark variierender Effizienz. Social Media und Karriereseiten liefern hohe Volumina, aber geringe Conversion – Automatisierung ist entscheidend. PeopleIX ermöglicht datengetriebenes Workforce Planning, optimiert Multi-Channel-Recruiting und sichert die Qualität der Kandidat*innen.
Handlungsempfehlungen
Für Talent Acquisition Professionals:
- Saisonale Recruiting-Strategien: Q2 = Bewerbungs-Hoch, Q4 = weniger Konkurrenz (+20 % Rücklauf Dez./Jan.)
- Skills-based Hiring: Kompetenzen früh im Prozess & in Jobbeschreibung berücksichtigen → schnellerer Prozess, höhere Retention
Für HR Operations & Recruiting Technologie:
- Multi-Channel-ROI optimieren: Jobbörsen + Referrals priorisieren
- ATS & Pre-Screening Automation: KI-gestützte Vorauswahl → Screening-Zeit um 60–70 % reduzieren
Strategische KPIs 2025:
- Funnel-Effizienz steigern (+0,2–0,4 % Conversion pro Kanal)
- Quality of Hire stabilisieren (≥85 % Retention)
- Kosten pro Einstellung optimieren (Channel-Mix anpassen)
Weitere Untersuchungen
- Trends & Effizienz der Quellen nach Branche, Geschlecht und Job-Familie (Product, Customer Success, Software Engineering)
- Ziel: weitere umsetzbare Recruiting-Insights
Dieser Report wurde vom peopleIX Data Lab erstellt.
Team: Andrea, Marie
Zeitraum: 01.06.2022 – 31.12.2024
Datenbasis: 10+ Unternehmen, ca. 2.000 Jobs, 200.000 Bewerbungen
Weitere Insights: https://www.peopleix.com/blog